Verwaltungsüberlastung in Baden-Württemberg: Fachkräftemangel und Konflikte

In Baden-Württemberg herrscht in vielen Ämtern eine erhebliche Arbeitsüberlastung, bedingt durch ständige neue Aufgaben, Bürokratie und Überstunden. Die Folgen sind eine steigende Burnout-Rate und zunehmende Übergriffe von verärgerten Bürgern, wie eine SWR-Untersuchung offenbart. Trotz einer gestiegenen Anzahl von Planstellen erleben die Mitarbeiter einen immensen Anstieg der zu bearbeitenden Fälle, besonders in Ausländerbehörden sowie Jugend- und Sozialämtern. Dabei könnten Aufgaben in Bürgerbüros und Kfz-Ämtern effizienter bearbeitet werden.

Eine Umfrage unter 1106 Ämtern in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, ausgewertet von der Universität Konstanz, zeigt, dass über ein Drittel der Behörden einen Rückstau aufweisen, wobei Ausländerbehörden und Jugendämter am stärksten betroffen sind. Der Fachkräftemangel verschärft die Situation erheblich, besonders in Jugend- und Sozialämtern sowie größeren Städten. 90 Prozent der Befragten beklagen mangelndes Know-how und 70,8 Prozent finden es zunehmend schwer, neue Fachkräfte zu gewinnen. Diese Tendenzen schlagen sich auch auf die Psyche und Leistung der Beschäftigten nieder, die neue Strategien wie Weiterbildungen und Digitalisierung suchen. Konflikte mit Kunden verschärfen die Lage weiter. Durch anhaltende Frustration wegen langen Wartezeiten und verzögerten Bearbeitungen kommt es zu häufigen Anfeindungen. 84 Prozent der Behörden verzeichnen, dass ihre Entscheidungen häufiger als früher infrage gestellt werden, was zu Vertrauensverlust in die Verwaltung beiträgt.

Ein alarmierender Befund ist, dass fast alle Behörden von steigenden Anfeindungen, sowohl verbal als auch physisch, berichten. Jugend- und Ausländerbehörden sind besonders betroffen. Der Landesvorsitzende des baden-württembergischen Beamtenbundes, Kai Rosenberger, und der DGB bestätigen, dass Überlastung und daraus folgende Verlustängste am Arbeitsplatz eine zunehmend ernsthafte Herausforderung sind. Eine flexible Arbeitszeitgestaltung wie eine 4-Tage-Woche könnte Entlastung schaffen und attraktiver für Nachwuchs sein. Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und Unterstützung von der Politik zu erhalten.

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